Glaubensbekenntnis
Dorothee Sölle
Ich glaube an Gott, der die Welt nicht fertig geschaffen hat wie ein Ding, das immer so bleiben muss; der nicht nach ewigen Gesetzen regiert, die unabänderlich gelten; nicht nach natürlichen Ordnungen von Armen und Reichen, Sachverständigen und Uninformierten, Herrschenden und Ausgelieferten. Ich glaube an Gott, der den Widerspruch des Lebendigen will und die Veränderung aller Zustände durch unsere Arbeit, durch unsere Politik.
Ich glaube an Jesus Christus, der Recht hatte, als er, "ein Einzelner, der nichts machen kann", genau wie wir an der Veränderung aller zustände arbeitete und darüber zugrunde ging. An ihm messend erkenne ich, wie unsere Intelligenz verkrüppelt, unsere Fantasie erstickt, unsere Anstrengung vertan ist, weil wir nicht leben, wie er lebte. Jeden Tag habe ich Angst, dass er umsonst gestorben ist, weil er in unsern Kirchen verscharrt ist, weil wir seine Revolution verraten haben in Gehorsam und Angst vor den Behörden. Ich glaube an Jesus Christus, der aufersteht in unser Leben, dass wir frei werden von Vorurteilen und Anmaßung, von Angst und Hass und seine Revolution weitertreiben auf sein Reich hin.
Ich glaube an den Geist, der mit Jesus in die Welt gekommen ist, an die Gemeinschaft aller Völker und unsere Verantwortung für das, was aus unserer Erde wird, ein Tal voll Jammer, Hunger und Gewalt oder die Stadt Gottes. Ich glaube an den gerechten Frieden, der herstellbar ist, an die Möglichkeit eines sinnvollen Lebens für alle Menschen, an die Zukunft dieser Welt Gottes. Amen.
Glaubensbekenntnis einer Frau
Bärbel Wartenberg-Potter
Ich glaube an Gott, der Frau und Mann zum Bilde Gottes schuf, der auch die Welt schuf und beiderlei Geschlecht die Erde zu treuen Händen übergab.
Ich glaube an Jesus, Kind von Gott, von Gott auserwählt, von Maria, einer Frau, geboren, der den Frauen zuhörte und sie gern hatte, der in ihren Häusern war, der über das Reich Gottes mit ihnen sprach, der Jüngerinnen hatte, die ihm nachfolgten und ihn auch finanzierten.
Ich glaube an Jesus, der mit einer Frau am Brunnen über Theologie sprach und ihr zuerst anvertraute, dass er der Messias sei, so dass sie hinging und in der Stadt die große Neuigkeit herumsagte.
Ich glaube an Jesus, der sich salben ließ von einer Frau in Simons Haus, der die männlichen Gäste zurechtwies, die sich darüber empörten. Ich glaube an Jesus, der sagte, dass man an diese Frau und ihre Tat denken wird - ein Dienst an Jesus.
Ich glaube an Jesus, der eine Frau am Sabbat heilte und sie wieder aufrichtete, denn sie war ein Mensch.
Ich glaube an Jesus, der von Gott sprach als von einer Frau, die den verlorenen Groschen sucht, als von einer Frau, die das Haus kehrt, um das Verlorene zu finden.
Ich glaube an Jesus, der Schwangerschaft und Geburt mit Ehrfurcht ansah und nicht als Strafe - sondern als ein Geschehen, wo sich eins aus dem anderen losreißt, ein Sinnbild für Umwandlung; wiedergeboren aus dem Schmerz hinein in Freude.
Ich glaube an Jesus, der von sich sprach als einer Glucke, die ihre Küken unter ihren Flügeln versammelt.
Ich glaube an Jesus, der zuerst Maria Magdalena erschien und sie mit der aufrührenden Botschaft losschickte: Geh und sag es den anderen ...
Ich glaube an den alles umfassenden Erlöser, für den es weder Juden noch Griechen, weder Sklaven noch Freie, weder Mann noch Frau gibt, denn wir sind alle eins in der Erlösung durch ihn.
Ich glaube an den Heiligen Geist, die sich über die Wasser der Schöpfung und über die Erde hinbewegt.
Ich glaube an den Heiligen Geist, den weiblichen Geist Gottes, die uns wie eine Glucke geschaffen hat, die uns zur Welt brachte und ihre Flügel über uns deckt.
Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott die Kraft, die uns wie am ersten Schöpfungstag ins Leben ruft.
Und an Jesus Christus, das Gotteskind, von Maria zur Welt gebracht. Das gottbegabte Menschenkind hat mit Brüdern und Schwestern gelebt, sie geheilt und aufgerichtet, doch gelitten unter den Menschen, die an das Gesetz des Todes glaubten. Ist hineingegangen In die Mitte des Todes, wurde von Menschen in ein Grab getragen, von Gott neu ins Leben gerufen. Er sitzt an der Seite der Ohnmächtigen, denen Gott Macht verleiht. Von dort kommt die Botschaft zum Leben an die Lebenden und die Toten.
Ich glaube, dass Gottes Geist lebendig macht, zur Liebe befähigt, zur Vergebung ruft, zur Wachsamkeit drängt und zum Leben auffordert ewig. Amen