Lied vom Meer
Capri. Picola Marina
Uraltes Wehn vom Meer
Meerwind bei Nacht:
Du kommst zu keinem her;
Wenn einer wacht,
So muss er sehn, wie er
Dich übersteht:
Uraltes Wehn vom Meer,
Welches weht
Nur wie für Urgestein,
Lauter Raum
Reissend von weit herein.
O wie fühlt dich ein Treibender Feigenbaum Oben im Mondschein.
(Rainer Maria Rilke, 1875-1926, deutsch-österr. Lyriker aus: der neuen Gedichte, anderer Teil.)